Musik in alten Zivilisationen

Musik in alten Zivilisationen

Musik

Musik in alten Zivilisationen spielte eine zentrale Rolle in religiösen, sozialen und kulturellen Kontexten. Sie wurde in Ritualen, Festen und zeremoniellen Anlässen verwendet, oft begleitet von Saiten-, Blas- und Schlaginstrumenten. Musik war Ausdruck von Spiritualität, Macht und gesellschaftlicher Identität.

 

Von Giacomo Dragone

24/11/2024

1. Die Ursprünge der Musik

Die Ursprünge der Musik sind eng mit den frühesten Formen der menschlichen Kommunikation und Kultur verbunden.
Shon in der Altsteinzeit begannen Menschen, die Geräusche der Natur, wie Vogelgesang oder das Rauschen von Wasser, nachzuahmen. Diese frühen Ausdrucksformen, unterstützt durch einfache Musikinstrumente wie Flöten aus Tierknochen, belegen, dass Musik von Beginn an eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen spielte. Sie diente dazu, Emotionen auszudrücken, Geschichten zu erzählen und soziale Bindungen zu stärken.

In vielen frühen Kulturen war Musik stark mit religiösen und rituellen Praktiken verbunden. Sie wurde eingesetzt, um die Götter zu verehren, spirituelle Erfahrungen zu intensivieren und die Gemeinschaft zu einen. Besonders in indigenen Kulturen spielte Musik eine zentrale Rolle im Alltag: Sie war ein Mittel zur Heilung, zur Kommunikation und zur Vorbereitung auf Übergangsriten. Musik konnte Trancezustände hervorrufen und so den Zugang zu spirituellen Ebenen erleichtern.

Mit der Entwicklung von Sprache und sozialen Strukturen verfeinerte sich auch die Musik. In antiken Kulturen, wie etwa in Mesopotamien, Griechenland oder Ägypten, wurden Musikinstrumente weiterentwickelt, und Musik fand ihren Platz in religiösen Zeremonien und königlichen Höhlen. Hier begannen sich erste Systeme der Notenschrift und musikalische Theorie zu etablieren, die die Grundlage für die westliche Musiktradition bilden sollten.

2. Musikinstrumente in alten Zivilisationen

Die Musikinstrumente der Antike zeichneten sich durch eine große Vielfalt und unterschiedliche Bauarten aus, die stark von der jeweiligen Kultur geprägt waren. In Mesopotamien, Ägypten, Griechenland und Rom fanden sich Instrumente, die sowohl für religiöse Rituale als auch für gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt wurden. In diesen Zivilisationen wurden Instrumente aus natürlichen Materialien wie Holz, Metall, Knochen und Tierhäuten hergestellt, die den technischen Möglichkeiten und ästhetischen Vorstellungen der jeweiligen Zeit entsprachen.

Ein markanter Unterschied zwischen den antiken Instrumenten lag in ihrer Klassifikation: In Griechenland etwa unterscheidete man zwischen Saiten-, Blas- und Schlaginstrumenten. Die Lyra und die Kithara waren bekannte Saiteninstrumente, die vor allem im griechischen Kulturkreis eine wichtige Rolle spielten. In Mesopotamien und Ägypten waren hingegen Harfen und Trommeln häufiger anzutreffen.

Blasinstrumente wie die Flöte oder die Tuba waren in verschiedenen Kulturen verbreitet, wobei die Bauweise je nach Region variierte.
Technologisch gab es ebenfalls Unterschiede, etwa in der Herstellung von Saiteninstrumenten. Während die Griechen präzise, handwerklich ausgeklügelte Kitharas entwickelten, bevorzugten andere Kulturen eher einfache, aber funktionale Instrumente.

Knochenflöten

3. Die Musiker in alten Zivilisationen

In Mesopotamien waren Musiker in Tempeln tätig und spielten eine zentrale Rolle bei religiösen Zeremonien. Sie wurden als heilige Wesen betrachtet, deren Musik die göttliche Ordnung aufrechterhielt. Einige Musiker waren auch am königlichen Hof beschäftigt, wo sie bei Festen und in der Unterhaltungsindustrie auftraten.

In Ägypten hatten Musiker eine ebenso wichtige Funktion. Sie begleiteten religiöse Rituale und Feste, oft in Verbindung mit Tänzen und anderen Darbietungen. Die Musiker standen häufig in engem Kontakt mit Priestern und gehörten zu den höheren sozialen Schichten. Das musische Talent wurde als göttliche Gabe angesehen, und Musiker wurden mit Respekt behandelt, vor allem, wenn sie in den Tempeln und Palästen des Pharaos auftraten.

Auch in Griechenland und Rom war Musik eine geschätzte Kunstform. Die Griechen erkannten Musiker als künstlerische und intellektuelle Persönlichkeiten. In Rom waren Musiker ebenfalls Teil des öffentlichen Lebens, wobei sie oft bei großen Staatsfeiern, militärischen Paraden oder Gladiatorenkämpfen auftraten, um die Menge zu erheben und zu unterhalten.

In Indien und China, wo Musik ebenfalls tief in der religiösen und kulturellen Tradition verankert war, wurden Musiker als spirituelle Führer und Lehrer verehrt. In Indien wurden Musiker oft als Transmitter von Wissen und Weisheit angesehen. In beiden Kulturen war Musik nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Weg zur Meditation und spirituellen Erhebung.

4. Musikalische Theorie und Philosophie in alten Zivilisationen

In Mesopotamien und Ägypten gab es bereits frühe Konzepte der Musiktheorie, die sich oft mit der Zahl und der Ordnung des Universums befassten. In Ägypten wurde Musik als ein Mittel zur Wahrnehmung kosmischer Harmonie betrachtet, und die musikalische Struktur spiegelte die göttliche Ordnung wider.

Die Griechen entwickelten eine der ersten systematischen Theorien zur Musik. Der Philosoph Pythagoras entdeckte, dass musikalische Intervalle durch einfache Zahlenverhältnisse beschrieben werden können, was die Grundlage für die westliche Musiktheorie legte. Er verband Musik mit Mathematik und Philosophie, indem er glaubte, dass der Kosmos durch harmonische Prinzipien regiert wird. Diese Ideen beeinflussten später die Musiklehre in Europa und prägten das Verständnis von Harmonie und Proportion.

In Indien wurde die Musiktheorie tief mit der spirituellen Praxis verbunden. In China spielte die Musiktheorie ebenfalls eine philosophische Rolle, besonders in der Konfuzianischen Tradition. Der Kaiser war verantwortlich dafür, die musikalische Ordnung zu bewahren, da Musik als Ausdruck des moralischen und politischen Wohlstands einer Nation angesehen wurde.

Pythagoras und Musik

5. Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte

Die Musik hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert, wobei sich sowohl die musikalischen Stile als auch die sozialen und technologischen Bedingungen, unter denen Musik entstand, wandten.

Im Mittelalter erlebte die westliche Musik eine tiefgreifende Transformation, als die Kirchenmusik dominierte. Gregorianische Gesänge und mehrstimmige Chormusik entwickelten sich, und die Musik wurde zunehmend schriftlich festgehalten. Diese Entwicklung führte zur Entstehung von Musiknotation und einer stärkeren Differenzierung der musikalischen Stile. Gleichzeitig wurden in verschiedenen Regionen der Welt auch traditionelle Musikformen gepflegt, die oft mündlich überliefert wurden.

Mit der Renaissance und später dem Barockzeitalter setzte eine weitere Veränderung ein, als Musik zunehmend weltlich wurde und die Komplexität der Komposition zunahm. Die Einführung neuer Instrumente und die Entwicklung der Harmonielehre führten zu einer breiten Vielfalt von Musikstilen. Im 18. und 19. Jahrhundert, während der Klassik und Romantik, erlebte die Musik eine Hochphase der Komposition und Aufführung, die weiterhin starke Auswirkungen auf die westliche Musiktradition hatte.

Die Industrialisierung und die Erfindung von Schallplatten im 20. Jahrhundert revolutionierten die Musikproduktion, was zu einer noch nie dagewesenen Verbreitung von Musik weltweit führte.

Saxophon

Saxophon

Musik

Das Saxophon ist ein metallisches Blasinstrument aus der Familie der Holzblasinstrumente, das von Adolphe Sax entwickelt wurde. Es verwendet ein einfaches Rohrblatt am Mundstück, um den Klang zu erzeugen, und wird in Jazz, Klassik und vielen anderen Musikrichtungen gespielt.

 

Von Giacomo Dragone

14/09/2024

1. Ursprünge und Ruhm 

Saxophone haben ihren Namen von ihrem Erfinder Adolphe Sax (1814 – 1894). Die Geburtsjahre dieser Instrumente datiert man auf die Jahre 1841 – 43, in denen Adolphe Sax in Brüssel die ersten Instrumente baute. Fünf Jahre später meldete er sein Saxophon in Paris zum Patent an.
Sax wollte mit dem Saxophon ein Holzblasinstrument schaffen, das klanglich zwischen der warmen Klarinette und dem durchdringenden Klang der Oboe liegt.
Henri Selmer übernahm 1929 Sax‘ Pariser Werkstatt, und Saxophone von Henri Selmer Paris, insbesondere das Mark VI, erreichten Kultstatus.
Der eigentliche Ruhm des Saxophons begann erst mit dem Jazz in New Orleans. Alfred Baresel nannte es 1929 ‚das wichtigste Melodie-Instrument des Jazz‘.

Das Saxophon hat sich trotz seiner ursprünglichen Bestimmung für die klassische Musik im Jazz durchgesetzt. Sein variabler Klang und großer dynamischer Umfang machen es zu einem vielseitigen Instrument.
Anders als oft angenommen, wird das Saxophon seit dem 20. Jahrhundert in vielen Genres eingesetzt, wie zum Beispiel Pop, Rock ’n‘ Roll und elektronische Musik. Das Saxophon bleibt auch in der Konzert- und Tanzmusik beliebt.

Adolphe Sax

2. Aufbau

Das Saxophon erzeugt den Ton durch ein einzelnes schwingendes Rohrblatt, ähnlich wie bei der Klarinette. Es zählt daher zu den Holzblasinstrumenten und nicht, wie aufgrund des Korpusmaterials vermutet werden könnte, zu den Blechblasinstrumenten.

Das Saxophon besteht aus drei Einzelteilen: dem Mundstück mit Rohrblatt und Blattschraube (Ligatur), dem S-Bogen und dem Korpus. Einige Saxophonarten wie das Sopranino, Soprillo und manche Sopransaxophone bestehen nur aus Korpus und Mundstück.

Saxophone werden meist in größeren Betrieben hergestellt. Man kann in der Regel davon ausgehen, dass die angebotenen Modelle durchdacht konstruiert und sorgfältig ausgeführt sind. Trotzdem sind das Know-how, die Erfahrung des Herstellers nicht außer acht zu lassen. Unterschiede in der Qualität bestehen zunächst durch die verwendeten Metalle bzw. Legierungen (Messing, Goldmessing, Kupfer, selten auch Silber) und deren Herstellung.

Der Korpus der meisten auf dem Markt befindlichen Saxophone ist aus Messing gefertigt.
Im Gegensatz zu den anderen Holzblasinstrumenten ist das Metall bei Saxophonen mitentscheidend für die Klangeigenschaft und Klangqualität.
Je höher der Kupferanteil ist, desto samtiger klingt das Saxophon und je weicher das Korpusmaterial des Instruments, desto wärmer der Klang.
So ist Sterling Silber weicher als Rotmessing, Rotmessing weicher als Goldmessing, Goldmessing weicher als Messing. Am härtesten ist Neusilber. Ein weicher warmer Ton wird eher im klassischen Bereich bevorzugt, während moderne Musik und im Jazz-Bereich eher härtere Materialien gewünscht werden.

Anatomie des Saxophons

3. Spieltechnick

Der richtige Sitz des Mundstücks ist entscheidend für einen präzisen Ansatz beim Saxophonspiel. Traditionell wird das Mundstück so gehalten, dass die oberen Schneidezähne auf der schrägen Fläche aufliegen. Beim klassischen Ansatz, vergleichbar mit dem der Klarinette, zieht der Spieler die Unterlippe leicht nach innen über die unteren Zähne und drückt sie gegen das Blatt. Beim modernen Ansatz hingegen wird die Unterlippe nach außen gewölbt, ohne dass die Zähne das Blatt berühren. Dieser Ansatz erzeugt einen härteren Ton. Vor dem Spiel wird das Blatt auf beiden Seiten befeuchtet, um die Ansprache zu erleichtern.

Die linke Hand steuert hauptsächlich die oberen Klappen des Saxophons. Der Daumen ruht auf einer speziellen Daumenplatte und stabilisiert den oberen Teil des Instruments. Bei Bedarf kann er die darüber liegende Oktavklappe betätigen, um das Überblasen zu unterstützen. Die rechte Hand steuert dagegen hauptsächlich die unteren Klappen. Der Daumen dieser Hand hält das Instrument in der Mitte, während die anderen Finger jeweils eine Klappe bedienen. Der Zeigefinger der oberen Hand bedient zusätzlich die kleine B-Klappe und die Flageolet-Klappe. Die kleinen Finger beider Hände bedienen jeweils zwei bzw. vier Klappen, die mit Rollen verbunden sind, um einen reibungslosen Klappenwechsel zu ermöglichen.

Sowohl für den normalen Tonumfang als auch für den Altissimo-Bereich gibt es spezielle Fingersatztabellen, die dem Saxophonisten eine genaue Orientierung bei der Griffwahl bieten.

4. Rampone & Cazzani – eine Legende im Saxophonspiel

Dieser italienische Traditionsbetrieb ist seit dem 19. Jahrhundert für seine herausragenden Saxophone bekannt. Die Geschichte von Rampone ist eng mit der Entwicklung des Saxophons verbunden und geprägt von Handwerkskunst, Innovation und einer unermüdlichen Suche nach dem perfekten Klang. Gegründet von Egidio Forni und Teodoro Bonaventura Rampone, erlangte die Manufaktur schnell einen exzellenten Ruf für ihre hochwertigen Instrumente.

Mit dem Wechsel der Generationen kam es zur Hochzeit von Egidio Rampone und Guiseppina Cazzani, Tocher von Giovanbattista Cazzani, seines Zeichens Uhrmacher und Hersteller von Blechblasinstrumenten. Die beiden Familien schlossen sich zu Rampone & Cazzani zusammen.
Das Familienunternehmen Rampone e Cazzani wurde innerhalb der Familie weitergereicht. So wechselte mehrfach der Inhaber, sowie die Geschäftsführung. 1937 stirbt der Firmengründer Egidio Rampone. Der 2. Weltkrieg steht vor der Tür und die Firmenleitung wechselt. Fehler in der Geschäftsführung, aus Unwissenheit kaufmännischer Gegebenheiten, sowie den Nachwirkungen des 2. Weltkrieges muss Rampone e Cazzani 1957 Konkurs anmelden. Der Betrieb läuft noch immer als Reparaturservice, das Unternehmen ist aber voll eingerichtet und könnte wieder Saxophone produzieren.

Roberto Zolla war ein entfernter Verwandter der Familie Rampone und übernahm 1989 die Aufgabe, das Familienunternehmen wieder aufzubauen. Von diesem Moment an begann die Firma Rampone e Cazzani wieder Saxophone zu produzieren. Roberto Zollas Ziel war es, das Unternehmen zu seiner ursprünglichen Form, der traditionellen Handwerkskunst, zurückzuführen und qualitativ hochwertige Instrumente herzustellen.
Was zunächst unmöglich schien und mit großen Schwierigkeiten verbunden war – schließlich musste ein Unternehmen, dessen Ruf und Qualität ruiniert war, wieder rentabel gemacht werden – wurde nach und nach erreicht. Es galt, fähige Mitarbeiter zu finden, sie auszubilden und sie an die Idee und das Ziel heranzuführen. Langsam verbesserte sich die Qualität und der Ruf des einst großen Unternehmens Rampone e Cazzani wurde wiederhergestellt.

Rampone-Saxophone werden für ihren warmen, vollen Klang und ihre präzise Mechanik geschätzt. Jedes Rampone-Saxophon ist ein Unikat, das von erfahrenen Handwerkern in sorgfältiger Handarbeit gefertigt wird. Die Instrumente zeichnen sich durch ihre traditionelle Handwerkskunst, ihren exzellenten Klang, ihre präzisen Mechaniken und ihr edles Design aus. Rampone ist mehr als nur eine Marke; es ist eine Ikone für alle, die die Schönheit und die Kunst des Saxophonspiels schätzen.

Tenorsaxophon R1-Jazz Modell von Rampone & Cazzani

Gospelmusik

Gospelmusik

Musik

Gospelmusik ist ein christliches Musikgenre mit Wurzeln in den afroamerikanischen Kirchen der USA. Gospelmusik ist stark von Spirituals, Blues und Jazz beeinflusst und wird oft in Gottesdiensten verwendet.

 

Von Giacomo Dragone

29/07/2024

1. Geschichte der Sklaverei und die ersten Melodien

Um die Entstehung und die musikalischen Merkmale der Gospelmusik zu verstehen, muss man sich die Geschichte der Afroamerikaner in der Sklavenzeit und in der Entwicklung ihrer Kirchen vor Augen halten.
Bereits portugiesische und spanische Eroberer brachten leibeigene Diener, die aus ihren afrikanischen Kolonien stammten, mit in die „Neue Welt“.

Das erste Schiff mit 20 afrikanischen Sklaven erreichte 1619 Nordamerika. Seitdem wurden unzählige Afrikaner verschleppt und mit Waffengewalt zum Sklavendienst gezwungen. Es gab nichts, was sie mitnehmen durften und konnten außer Teilen ihrer Kultur – der wesentliche Teil ihrer Kultur war die Musikalität. Die Afrikaner konnten sich z. T. noch nicht einmal untereinander verständigen, da sie bewusst getrennt wurden und aus unterschiedlichen Stämmen mit unterschiedlichen Sprachen kamen. Es gibt viele Berichte, in denen davon erzählt wurde, dass die „negars“ auf den Schiffen Lieder sangen: traurige, sehnsuchtsvolle Lieder aber auch mutmachende Melodien.

Die Sklaven wurden hauptsächlich als Arbeitskräfte auf Plantagen eingesetzt. Die Anzahl der Afrikaner, die nach Amerika gebracht wurden, kann nur geschätzt werden. Die Geschichtsbücher nennen kurz vor der Zeit des Bürgerkrieges 1861 eine Zahl von 15 Millionen schwarze Sklaven auf dem gesamten amerikanischen Kontinent.

2. Frühe musikalische Formen von Sklavenliedern

Das emotionale Singen und das Tanzen der Sklaven bei der Arbeit und bei Versammlungen war wie in afrikanischen Riten ein lebensnotwendiger Ausdruck ihrer Identität. Ein weiteres Merkmal war das Steigern des Gesanges in immer höher werdende Tonlagen. Bei Männern war das Singen im Falsett in der afrikanischen Tradition ein Zeichen von höchster Potenz.

Das Singen fand auch während der Arbeit statt. In den „Worksongs“, „Calls“ oder „Cries“ ging es vor allem um das gleichmäßige Ausführen bestimmter Bewegungsabläufe der Arbeitenden und das Erleichtern von physischer Arbeit durch emotionale „Arbeit“, nämlich durch das Singen. Auch das Herbeirufen der Arbeiter zum Essen oder das lautstarke Anbieten der Ware auf dem Markt geschah in dieser halb gesprochenen, halb gesungenen Form.

Es gab noch andere musikalische Formen unter den afroamerikanischen Sklaven wie „Folk Songs“, „Prisoners Songs“ oder „Ballads“, aus denen sich der „Blues“ entwickelte. Ursprünglich war der Blues ein improvisierter Stegreifgesang, der solistisch ohne Harmoniewechsel gesungen wurde. Textlich ging es im Blues oftmals um das Beklagen und Beschreiben der schlechten Lebenssituation.
All diese Musikformen haben eines gemeinsam: Die aus der afrikanischen Polymetrik stammende starke Rhythmik und die Betonung der „off-beats“, den Schlägen, die zwischen den Grundpulsen liegen und den Gesang vorantreiben.

3. Fortschreitende Unabhängigkeit von den Weißen

Die Sklavenhalter versuchten schon früh die Sklaven nach ihrem weißen Ideal zu „zivilisieren“. Das glaubten sie zu erreichen, indem man die Schwarzen unter anderem zum christlichen Glauben bekehrte. Mithilfe der Bibel wollte man die Sklaven auch zur Unterwürfigkeit erziehen.

Warum die Sklaven die weiße Religion so schnell aufnahmen, obwohl sich dadurch nichts an ihrer Situation änderte, ist nicht eindeutig belegt. Die Betonung der Freiheit und der Gleichberechtigung aller Menschenrassen in der Bibel werden häufig als ein Grund angesehen. Ein Beleg dafür können die vielen Sklavenaufstände sein, die von schwarzen Predigern angeführt wurden. Außerdem identifizierten sich die Schwarzen sehr stark mit dem Volk Israel aus dem Alten Testament, das sich aus der Sklaverei in Ägypten befreien ließ.

Auf den ersten Camp Meetings wurden Psalme und Choräle gesungen. Diese waren langsame und getragene Melodien, die vom Prediger vorgesungen und von der Menschenmenge nachgesungen wurden. Die Negro Spirituals wurden einstimmig gesungen. Die Schwarzen übernahmen zunächst die Lieder der Weißen und entwickelten später eigene Melodien und Texte. Sie animierten die Gemeinde zur Teilnahme in Form von Zurufen und Klatschen.

4. Mehr Freiheit für die Gospelmusik

Ab 1773 wurde den Afroamerikanern die Gründung von offiziellen „Neger-Kirchen“ erlaubt. Die Weißen versprachen sich dadurch eine Trennung von den Sklaven, die bis dahin häufig zu ihren Gottesdiensten gekommen waren. Diese Trennung unterstrich die Tatsache, dass das Vorhaben der Weißen, die Sklaven nach ihrem Vorbild zu „zivilieren“, misslungen war.

Um 1801 wurde erstmals ein Gesangbuch für schwarze Gemeinden veröffentlicht.
Die Verbreitung der Lieder fand bis dahin nur durch die mündliche Weitergabe statt. Diese Liedkultur aus Afrika, wo eine Notenschrift nicht bekannt war, wurde auch lange Zeit weiter gepflegt, da die meisten Sklaven nicht lesen konnten.

Die Texte der Lieder waren nicht nur Ausdruck des Glaubens, sondern handelten oft in einer zweideutigen Weise von der politischen und sozialen Situation der Sklaven. Dieses sogenannte „double-talk“ ermöglichte den Austausch von geheimen Fluchtbotschaften während des Singens bei der Arbeit. Darin wurde die Freiheit im Himmel gleichgesetzt mit politischer Freiheit.
Auch wurde vielen schwarzen Christen alte Kirchengebäude überlassen. Diese waren von von zu groß gewordenen weißen Gemeinden, die sich neue Kirchenhäuser bauten.

5. Auswirkungen des Sezessionskrieges

In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine ideologische und wirtschaftliche Kluft zwischen den amerikanischen Nord- und Südstaaten, die jeden Lebensbereich umfasste. Die größte Streitfrage zwischen ihnen war die Sklaverei. Während die südlichen Agrarstaaten daran festhielten, war für die industriellen Nordstaaten die Abschaffung der Sklaverei aus wirtschaftlichen Gründen unvermeidlich. Der Streit mündete schließlich in den Sezessionskrieg von 1861-1865 und endete mit der Niederlage der Truppen der Südstaaten. Der Kongress erklärte 1865 die Sklaverei in allen amerikanischen Staaten für abgeschafft.

Viele ehemalige Sklaven wurden arbeitslos. Die allgemeine wirtschaftliche Situation verschlechterte sich deutlich durch den Verlust der billigen Arbeitskräfte. Zahlreiche Hilfsorganisationen versuchten, den Freigelassenen eine Ausbildung zu ermöglichen und gründeten Schulen und Universitäten. Eine von ihnen war die Fisk University von Nashville, Tennessee. Ihr Gründer George White leitete einen kleinen Chor, in dem er mit den schwarzen Studenten Volkslieder und Negro Spirituals sang. Die „Fisk Jubilee-Singers“ hatten mit den konzertant gesungenen Spirituals aus der Sklavenzeit großen Erfolg und so gründeten sich mehrere kleine Gesangsgruppen im Stile der Fisk-Jubilee-Singers. Diese Lieder fanden große Verbreitung auch unter der weißen Bevölkerung.

Charlie Parker

Charlie Parker

Musik

Charlie Parker, auch bekannt als “Bird”, bleibt eine zentrale Figur in der Geschichte des Jazz. Sein musikalisches Genie und seine revolutionären Beiträge haben die Jazzwelt nachhaltig geprägt und seinen Platz als eine der größten Jazzlegenden aller Zeiten gefestigt.

 

Von Giacomo Dragone

31/03/2024

1. Eine schwierige Jugend

Parker wurde am 28. August 1920 in Kansas City geboren, einem bedeutenden Jazz-Zentrum der frühen Swing-Ära und Gegenstand einer lebenslangen Hassliebe für ihn. Er erlebte in seiner Kindheit keine Stabilität; sein Vater und sein Halbbruder verließen ihn und seine Mutter, als er noch ein Kind war. Während seine Mutter, seine einzige Stütze, ihn verwöhnte und ihm ein Saxophon kaufte, war sie nicht angemessen für ihn da. Als sie eine Nachtschicht annahm, erlaubte sie ihm unwissentlich, sich ins Nachtleben zu stürzen und an den legendären nächtelangen Jam-Sessions von Kansas City teilzunehmen – eine strenge Jazzschule und eine Art Initiationsritus ins Erwachsenenleben, bei dem die Fähigkeiten getestet und Misserfolge gnadenlos aussortiert wurden.

So wurde Charlie Parker, der mit 15 Jahren Berufsmusiker wurde, nicht aus Leidenschaft, sondern um sich zu beweisen und weil die Musik in der Luft lag. In regionalen Bands wie Tommy Douglas, George Ewing Lee und Harlan Leonard verdiente er sich seine ersten Sporen. Anfangs wurde er wegen seiner technischen Ungeschicklichkeit verspottet, zum Beispiel als er versuchte, während einer Session “Body and Soul” im doppelten Tempo zu spielen: “Alle fielen fast vor Lachen von den Stühlen. Ich ging nach Hause, weinte und spielte drei Monate lang keinen Ton.” Der Schlagzeuger Jo Jones warf sogar ein Becken nach ihm, um den Amateur zum Schweigen zu bringen. Doch mit unermüdlichem Fleiß arbeitete sich Parker nach oben. Er fand auch Unterstützung, zum Beispiel von dem Saxophonisten Buster Smith, der sein Mentor und eine Art Ersatzvater wurde.

Getrieben davon, seiner Lebenssituation zu entkommen, reiste er nach Chicago (wo er drei Monate lang als Geschirrspüler arbeitete, um den großen Art Tatum in einem Club zu hören) und nach New York, flüchtete aber auch in die illusorische Welt der Drogen. Mit 19 Jahren war er heroinsüchtig, als sein Vater von einer Prostituierten ermordet wurde. Da er nie ein glückliches Familienleben erlebt hatte, trennte sich Parker selbst von seiner Frau und seinem Kind. Weitere erfolglose Ehen sollten folgen.

2. Der Aufstieg des Bebop-Stils

Als Charlie Parker in das Epizentrum des Jazz nach New York zog, wurde er schnell zu einer der führenden Persönlichkeiten der aufkommenden Bebop-Bewegung. Mit seinem brillanten Spiel und seiner innovativen Herangehensweise an Improvisationen revolutionierte er den Jazz. Zusammen mit Musikern wie Dizzy Gillespie, Thelonious Monk und Max Roach schuf Parker einen neuen Stil, der sich durch schnelle Tempi, komplexe Harmonien und kühne improvisatorische Experimente auszeichnete.

Der Bebop war nicht nur eine musikalische Bewegung, sondern auch ein Ausdruck des sozialen Wandels und der kulturellen Erneuerung. Parker und seine Kollegen brachen mit den traditionellen Strukturen des Swing und schufen eine Musik, die sowohl intellektuell als auch emotional anspruchsvoll war.

Charlie Parker und Miles Davis

3. Persönliche Kämpfe

Trotz seines beruflichen Erfolgs kämpfte Charlie Parker zeitlebens mit persönlichen Dämonen. Seine Drogenabhängigkeit und sein unstetes Leben führten zu zahlreichen persönlichen und gesundheitlichen Problemen. Doch trotz dieser Herausforderungen gelang es Parker, weiterhin bahnbrechende Musik zu produzieren und einen unvergleichlichen Einfluss auf die Jazzwelt auszuüben.

Parker’s persönliche Kämpfe waren ein Schatten über seiner glänzenden Karriere. Sein Kampf gegen die Drogenabhängigkeit war ein ständiger Begleiter und führte zu wiederholten Auftrittsabbrüchen und Schwierigkeiten, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. 

Charlie Parkers Leben nahm eine tragische Wendung nach dem Tod seiner Tochter. Im Kampf mit unermesslichem persönlichem Schmerz unternahm er mehrere Versuche, sein eigenes Leben zu beenden. Seine selbstzerstörerischen Tendenzen blieben bestehen, was dazu führte, dass er nächtelang als Obdachloser in der U-Bahn verbrachte und Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken mit Elektroschocktherapie durchlief.

Bewusst über seine eigene Sterblichkeit lebte Charlie Parker mit dem Wissen, dass seine Zeit begrenzt war. Er verstarb im jungen Alter von 34 Jahren am 12. März 1955 in New York City.

4. Musikalisches Erbe und Vermächtnis

Dizzy Gillespie betonte, dass Charlie Parkers Beitrag zum Bebop vor allem in seiner einzigartigen Melodiegestaltung, seinen prägnanten Akzenten und seiner bluesigen Interpretation lag. Dies deutet darauf hin, dass Parkers persönlicher Einfluss auf die Entwicklung des Bebop vor allem durch seine unvergleichliche Artikulation und Phrasierung zum Ausdruck kam. Im Gegensatz zu vielen anderen Bebop-Musikern, einschließlich herausragender Künstler wie Sonny Stitt, zeichnete sich Parkers Spiel durch asymmetrisch gestaltete Phrasen aus, die voller überraschender Akzente waren und oft im Kontrast zur Rhythmusgruppe standen. Im Vergleich dazu improvisierten andere Musiker in einem viel gleichmäßigeren und vorhersehbareren Stil.

Charlie Parker’s Repertoire an melodischen und harmonischen Ideen galt als so einflussreich, dass es während seiner Zeit und auch danach als Tabu galt, sich zu weit davon zu entfernen. Heutzutage ist es jedoch ein wesentlicher Bestandteil der Jazz-Ausbildung und wird weiterhin studiert und gelehrt. Es ist wichtig zu betonen, dass Parker selbst nicht beabsichtigte, das Vokabular des Jazz zu kodifizieren oder die Sprache des Saxophons zu standardisieren. Er war stets bestrebt, seine persönliche musikalische Vision auszudrücken und seine Improvisationen waren Ausdruck seiner individuellen Kreativität und Spontaneität.

Charlie Parker und Dizzie Gillespie

Jimi Hendrix

Jimi Hendrix

Musik

Hendrix, der aufgrund seines experimentellen und innovativen Spielstils auf der E-Gitarre als einer der größten Gitarristen aller Zeiten gilt, hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik. Mit seinen Bands, darunter The Jimi Hendrix Experience und Gypsy Sun & Rainbows, trat er auf den populärsten Musikfestivals seiner Zeit auf, wie dem Monterey Pop Festival 1967 und dem Woodstock Festival 1969.

 

Von Giacomo Dragone

28/03/2024

1. Biografie

James Marshall “Jimi” Hendrix (geboren am 27. November 1942 als John Allen Hendrix in Seattle, Washington; gestorben am 18. September 1970 in London). Jimi Hendrix war der Sohn von James Allen Hendrix und Lucille Jeter. Hendrix’ Eltern ließen sich 1950 scheiden. Hendrix wuchs danach bei seinem Vater auf.

Hendrix’ erstes Musikinstrument war eine Mundharmonika, die er im Alter von vier Jahren bekam. Als Teenager begeisterte er sich für Rock ‘n’ Roll und besuchte Konzerte von Künstlern wie Elvis Presley und Little Richard. Im Alter von 13 Jahren bekam er von seinem Vater eine Ein-Saiten-Ukulele geschenkt, die er kurze Zeit später mit seiner ersten Band, The Velvetones, spielte, bis er eine E-Gitarre, die “Supro Ozark 1560S”, geschenkt bekam. Diese Gitarre spielte er in seiner zweiten Band, The Rocking Kings.

Hendrix besuchte die Garfield High School, musste sie aber 1959 wegen schlechter Noten verlassen.

Nach einem Autodiebstahlvorfall hatte er die Wahl zwischen zwei Jahren Gefängnis oder dem Eintritt in die Armee. Im Mai 1961 meldete sich Jimi Hendrix für drei Jahre und wurde nach der Grundausbildung der 101. US-Luftlandedivision in Fort Campbell zugeteilt. Hendrix konnte sich jedoch nicht in das System von Befehl und Gehorsam der US-Armee integrieren. Vorgesetzte kritisierten seine geringe Motivation, Verstöße gegen Befehle und Regeln. Hendrix konnte sich nicht auf seine Aufgaben konzentrieren, weil er außerhalb der Dienstzeit zu viel Gitarre spielte und ständig daran dachte. Außerdem besaß er keine guten Charaktereigenschaften. Nach 13 Monaten wurde Hendrix vorzeitig entlassen.

2. Frühe Musikkarriere

Während seines Militärdienstes lernte er Billy Cox kennen, der in Wohltätigkeitsclubs in Nashville Bass spielte. Zusammen mit Cox gründete Hendrix die Band The King Kasuals. Außerdem spielte er in den folgenden Jahren als Sessionmusiker für Künstler wie Little Richard, The Supremes, The Isley Brothers und Jackie Wilson.

Im Januar 1964 zog er in den Stadtteil Harlem von New York City. Einen Monat später gewann er einen Musikwettbewerb im Apollo Theater.

1965 wurde Hendrix Gitarrist bei den Isley Brothers und begleitete sie auf einer Tournee durch die USA. Noch im selben Jahr schloss sich Hendrix der New Yorker Band Curtis Knight and the Squires an. Curtis Knights Manager, Ed Chalpin, bot ihm an, ihn zu unterzeichnen. Hendrix unterzeichnete und erhielt einen Dollar im Voraus und einen Anteil von einem Prozent am Lizenzumsatz, wobei er sich verpflichtete, drei Jahre lang exklusiv für ihn zu spielen. Sein Engagement in dieser Gruppe war von kurzer Dauer.

Die erste Band, in der Hendrix selbst Frontmann und Sänger war, war die Formation Jimmy James and the Blue Flames, die 1965 gegründet wurde. In der zweiten Hälfte von 1965 und Anfang 1966 spielte Hendrix mit diesen Musikern in Clubs in Greenwich Village.

3. The Jimi Hendrix Experience

Als Hendrix am 3. August 1966 mit seinen Begleitmusikern im “Cafe Wha?” im New Yorker Greenwich Village auftrat, war der ehemalige Bassist der Animals, Chas Chandler, anwesend und beeindruckt von Hendrix’ künstlerischer Leistung. Er bot ihm einen Vertrag an, nach dem Hendrix in London eine neue Band gründen sollte. Für diese neue Rolle wurde Hendrix’ Pseudonym “Jimmy James” aufgegeben. Hendrix sollte in Zukunft unter seinem eigenen Namen auftreten. So wurde im September 1966 in London die “Jimi Hendrix Experience” gegründet.

Die erste gemeinsame Performance der neu formierten Band war als Vorgruppe von Johnny Hallyday im Pariser Olympia. Die ersten Songs, “Hey Joe” und “Stone Free”, wurden im Oktober/November 1966 aufgenommen. Die Single wurde im Dezember 1966 veröffentlicht und erreichte im Februar 1967 Platz 4 der Charts in England. Das erste Album “Are You Experienced” wurde im Mai 1967 veröffentlicht, was eines der wichtigsten und meistverkauften Alben der 1960er Jahre wurde.

The Jimi Hendrix Experience wurde eine der beliebtesten und einflussreichsten Rockbands ihrer Zeit. Hendrix’ virtuoses Gitarrenspiel und sein innovativer Ansatz beim Songwriting, zusammen mit der straffen Rhythmusgruppe, die Mitchell und Redding lieferten, halfen dabei, die Möglichkeiten der Rockmusik neu zu definieren. Hendrix’ Einsatz von Rückkopplung, Verzerrung und anderen Effekten erweiterte die klangliche Palette der E-Gitarre und inspirierte unzählige Musiker in den kommenden Jahren.

Hendrix verbrennt seine Gitarre während einer Live-Show

4. Ruhm und Vermächtnis

Hendrix’ Ruhm wuchs mit jedem weiteren Album und jeder Tournee, und er wurde für seine elektrisierenden Live-Auftritte bekannt, die oft aufwändige Bühnenakrobatik und Gitarren-Pyrotechnik beinhalteten. Seine Karriere wurde jedoch tragisch früh beendet, als er am 18. September 1970 im Alter von 27 Jahren an einer Drogenüberdosis starb.

Trotz seiner vergleichsweise kurzen Karriere hinterließ Hendrix ein bleibendes Vermächtnis und gilt weithin als einer der größten und einflussreichsten Gitarristen in der Geschichte der Rockmusik. Er wurde 1992 posthum in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, und seine Musik inspiriert und beeinflusst auch heute noch Musiker verschiedener Genres. Zu seinen berühmtesten Songs gehören “Purple Haze”, “Hey Joe”, “Voodoo Child (Slight Return)” und “All Along the Watchtower”, das von Bob Dylan berühmt gecovert wurde.

Hendrix’ innovativer Ansatz zur Gitarre, seine Experimente mit Klang und Technologie und sein Pioniergeist sprechen auch heute noch Musikliebhaber auf der ganzen Welt an und festigen seinen Status als kulturelle Ikone und wahre Legende der Rockmusik.

Hendrix bei Woodstock

Beethoven

Beethoven

Musik

Im Alter von sieben Jahren gab Ludwig van Beethoven sein erstes öffentliches Konzert. Später komponierte er Werke, die bis heute weltweit bekannt sind, wie etwa die 5. Sinfonie.

 

Von Giacomo Dragone

22/03/2024

1. Jugend 

Das genaue Geburtsdatum von Ludwig van Beethoven ist unbekannt. Beethoven wurde väterlicherseits in eine Musikerfamilie hineingeboren. Sein Großvater, ebenfalls namens Ludwig, war Hofkapellmeister in Bonn.

Beethovens Vater, Johann, arbeitete ebenfalls als Musiker, aber seine Karriere litt unter seinem ständigen Alkoholkonsum. Dennoch war er die treibende Kraft hinter der musikalischen Ausbildung seines Sohnes. Der junge Ludwig lernte bereits im frühen Alter Klavier, Orgel und Violine.

Mit zwölf Jahren veröffentlichte der junge Ludwig bereits seine ersten Kompositionen unter dem Künstlernamen “Louis van Beethoven”. Und er wurde Mitglied der Bonner Hofkapelle, wo er schnell zum zweiten Hoforganisten aufstieg.

Mit 16 reiste Beethoven zum Studium nach Wien, wo er angeblich auch bei Mozart studieren wollte, was jedoch nicht geschah. Diese Reise musste wegen des Todes seiner Mutter Maria Magdalena kurzfristig abgebrochen werden.

Er kehrte nach Bonn zurück und übernahm die Rolle des Familienoberhauptes für seine zwei jüngeren Brüder und seinen alkoholkranken Vater. Trotz dieser Belastung konnte sich Beethoven weiterhin auf seine musikalische Ausbildung konzentrieren. 1789 wurde er Student an der Universität Bonn.

2. Musikerleben in Wien

1792 verließ Beethoven Bonn und zog nach Wien, wo er bis zum Ende seines Lebens bleiben sollte. In Wien fand Beethovens Musik sehr bald Einzug in die höheren aristokratischen Kreise, die ihn auch finanziell unterstützten.

Er verdiente auch seinen Lebensunterhalt mit Unterricht und dem Verkauf der Noten seiner Werke. Ihr Erfolg in Wien war jedoch recht unbeständig.

Ein großes Problem für Beethoven war seine Schwerhörigkeit, die mit 27 Jahren begann und mit 48 Jahren zu seiner völligen Taubheit führte. Trotzdem komponierte er weiter, obwohl er seine Spätwerke, einschließlich der berühmten “9. Sinfonie”, nicht hören konnte.

Am 26. März 1827 starb Beethoven im Alter von nur 56 Jahren nach einer langen Krankheit an Leberzirrhose. Die Popularität, die er bereits genoss, zeigte sich bei seiner Beerdigung in Wien, zu der angeblich rund 20.000 Menschen kamen.

3. Ein seriöser Komponist

Beethoven war einer der ersten Komponisten, der Musik dramatisch strukturierte. Viele seiner Kompositionen gipfelten in einem großen Finale, während die Stücke anderer Komponisten einfach an einem Punkt endeten.

Auch typisch für seine Musik ist eine gewisse Unberechenbarkeit. Aus den Anfängen seiner Stücke ist meist unmöglich zu erraten, wohin Beethoven sie führen wird. Er baute immer wieder völlig überraschende Wendungen in seine Stücke ein.

Er ging mit fast wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit an seine Musik heran. Während Mozart auf seinen endlosen Reisen durch Europa viele Stile kennenlernte und fast beiläufig aufsog, nahm Beethoven wiederholt Unterricht bei anderen Musikern.

Einer seiner wichtigsten Förderer war Christian Gottlob Neefe. Er unterrichtete Beethoven ab dem Alter von zehn Jahren und sorgte auch für die Veröffentlichung seiner ersten Werke. Neefe weckte auch Beethovens Interesse an Philosophie und Politik, was später immer wieder seine Musik beeinflusste.

Vor allem in seinen frühen Werken wollte Beethoven immer das Heroische im Menschen darstellen und ansprechen. Vielleicht ist dies ein Grund, warum seine Musik in der Wiener Aristokratie mehr Anerkennung fand als der relativ verspielten Mozart.

4. Unsterbliche Musik 

In seinen 56 Lebensjahren hinterließ Beethoven rund 340 Werke, darunter Sinfonien, Klavierkonzerte, Streichquartette und eine Oper. Im Vergleich zu Mozart, der in seinen 35 Jahren mehr als 600 Werke schrieb – einige sprechen sogar von über 1000 – klingt dies recht wenig.

Der Grund für das kleinere Werk liegt in den völlig unterschiedlichen Arbeitsmethoden der beiden Komponisten. Mozart arbeitete sehr spontan. Hatte er ein Stück geschrieben, betrachtete er es als abgeschlossen.

Beethoven hingegen arbeitete lange an seinen Werken, korrigierte und verbesserte sie immer wieder, weswegen er oft beauftragte Kompositionen nicht rechtzeitig fertigstellte.

Ein Grund für seinen Perfektionismus dürfte sein, dass Beethoven einer der ersten Musiker war, der annahm, dass sein musikalisches Werk auch für die Nachwelt wichtig sein würde. Daher musste es höchsten Qualitätsansprüchen genügen.

Einige seiner Kompositionen sollten sich als besonders zeitlos erweisen. Darunter das Klavierstück “Für Elise” und die “5. Sinfonie”, deren Einleitung zu einem der bekanntesten Momente in der klassischen Musik wurde. Und natürlich die “9. Sinfonie”, die im bekannten “Freude schöner Götterfunken” gipfelt.

Skulptur Beethovens, Wien

5. Eine einzigartige Persönlichkeit

Als Mensch bleibt Beethoven widersprüchlich und rätselhaft. Schon von Kindheit an soll er ein Einzelgänger gewesen sein. Vermutlich erhielt er wenig formale Bildung, weil sein Vater ihn drängte, Musik zu lernen.

Ein Rätsel bleibt Beethovens Beziehung zu Frauen. Er war nie verheiratet. Angeblich machte er einigen Frauen Anträge, die sie jedoch alle ablehnten. Nach seinem Tod wurden in seinem Nachlass mehrere Liebesbriefe an eine unbekannte Dame gefunden, die er offensichtlich nie abgeschickt hatte.

Beethoven-Forscher spekulieren bis heute, wer diese “unsterbliche Geliebte” gewesen sein könnte oder ob sie vielleicht sogar ein Produkt seiner Phantasie war.

Beethoven galt allgemein als schwierig und extrem launisch. Sein Hauspersonal soll es nie lange bei ihm ausgehalten haben. Auch soll er in Wien mindestens 25 Mal die Wohnung gewechselt haben, was von großer Rastlosigkeit zeugt.

In einem Testament, das er 1802 während eines Aufenthalts in Heiligenstadt verfasste, versuchte er, seine oft raue Art mit seiner zunehmenden Taubheit zu rechtfertigen.