Viktorianisches Zeitalter

Viktorianisches Zeitalter

Geschichte

Das Vereinigte Königreich im 19. Jahrhundert ist so eng mit seiner Königin Viktoria verbunden, dass die gesamte Ära ihren Namen trägt. Während ihrer Regentschaft erlebte das Land einen Aufstieg zur führenden Welt- und Wirtschaftsmacht.

 

Von Giacomo Dragone

31/03/2024

1. Königin Viktoria

Königin Victoria, eine der bedeutendsten Monarchinnen Großbritanniens, prägte mit ihrer über sechzigjährigen Regentschaft das 19. Jahrhundert wie kaum eine andere Persönlichkeit. Ihre Amtszeit, die als viktorianisches Zeitalter bekannt ist, war eine Zeit des Umbruchs und des Aufstiegs des britischen Empires. Unter ihrer Herrschaft erlebte Großbritannien eine beispiellose industrielle Entwicklung, die das Land zur führenden Wirtschaftsmacht machte.
Victoria verkörperte Stabilität und Einheit in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen.

Ihr Einfluss reichte weit über die Grenzen ihres eigenen Landes hinaus, da sie durch ihre zahlreichen Nachkommen mit vielen europäischen Königshäusern verwandt war und so eine Art “Großmutter Europas” wurde.
Die viktorianische Ära ist geprägt von bestimmten gesellschaftlichen Werten, Moralvorstellungen und kulturellen Entwicklungen, die eng mit der Persönlichkeit Victorias verbunden sind. Ihre Regierungszeit war auch von einer starken Betonung des Familienlebens und der bürgerlichen Tugenden geprägt.

2. Die Wirtschaftskraft Englands

Die Entwicklung Englands zur führenden Wirtschaftsmacht des 19. Jahrhunderts wurde maßgeblich durch die industrielle Revolution vorangetrieben, die bereits in ihren Anfängen einen raschen und umfassenden Wandel von handwerklicher Produktion hin zur industriellen Fertigung in England bewirkte.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern vollzog sich dieser Übergang in England besonders schnell und gründlich. Bestehende demokratische Institutionen wie Parteien, das Parlament und die Pressefreiheit sowie geschickte Wahlrechtsreformen trugen dazu bei, revolutionäre Umwälzungen zu verhindern, die in anderen Ländern Europas stattfanden. Trotz offensichtlicher sozialer Missstände glaubten selbst die Arbeiter daran, dass sie ihre Interessen innerhalb des bestehenden Gesellschaftssystems durchsetzen könnten.

Die Bevölkerung Großbritanniens, einschließlich Irlands, verdoppelte sich von 1830 bis 1901 trotz hoher Auswanderungszahlen von 24 auf 41,5 Millionen Menschen. Dieser enorme Anstieg des Nahrungsmittelbedarfs für eine derart große Bevölkerung wurde durch den Export industrieller Güter und den Import von Nahrungsmitteln und Rohstoffen gedeckt. Daher wurde die Idee des Freihandels und der Abbau von Schutzzöllen für die englische Wirtschaft und Politik von lebenswichtiger Bedeutung.

London zur Zeit des Viktorianischen Zeitalters

3. Die gesellschaftliche Entwicklung

Obwohl Karl Marx und Friedrich Engels ihre sozialistischen Ideen am Beispiel der englischen Industriearbeiter entwickelten, hatten sie wenig direkten Einfluss auf die Arbeiterbewegung im viktorianischen Zeitalter Englands.

Die sozialen Umwälzungen, die durch die Industrialisierung, Verstädterung und den Bau von Eisenbahnen verursacht wurden, betrafen jeden einzelnen Bürger. Diese Veränderungen wurden oft gegen heftigen Widerstand durchgesetzt, da ganze traditionelle Branchen durch die neuen Entwicklungen obsolet wurden. Die Verarmung großer Teile der Bevölkerung in den Ghettos der Industriestädte war offensichtlich.

Trotzdem herrschte ein fester Glaube an den Fortschritt, und der enorme wirtschaftliche Aufschwung zwischen 1845 und 1865 versöhnte viele Briten mit den Veränderungen. Insbesondere für die wachsende Mittelschicht verbesserte sich die Lebensqualität spürbar. Diese Schicht wurde zu einer tragenden Säule der Gesellschaft, deren Werte die Epoche prägten. Die Förderung von Grundbildung für alle Schichten, einschließlich Frauen, wurde zu einer gesellschaftlich anerkannten Aufgabe.

4. Die dunkle Seite

Durch seine frühzeitige Abhängigkeit vom globalen Handel wird England anfällig für Krisen, die auf seinen ausländischen Märkten entstehen. Die Einschleppung der Kartoffelfäule aus Südamerika führt ab 1845 über mehrere Jahre hinweg zu einer verheerenden Hungersnot in Irland, bei der 1,5 Millionen Menschen sterben.

Die Regierung in London bleibt untätig angesichts dieser Katastrophe. Bis 1855 verlassen mehr als 2,1 Millionen Menschen die Insel, wobei die Mehrheit in Richtung der Vereinigten Staaten zieht.

Auch in England selbst wird verstärkt versucht, soziale Probleme durch die Förderung der Auswanderung betroffener Gruppen zu bewältigen, anstatt die zugrunde liegenden Ursachen anzugehen. Zwischen 1815 und 1875 verlassen neben den bereits erwähnten Iren weitere fünf Millionen Menschen England, um sich langfristig in Ländern wie den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland, Indien oder Südafrika niederzulassen.

Zeichnungenaus dem viktorianischen Zeitalter

5. Die Epoche des Imperialismus

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts expandiert das britische Reich eher sporadisch, abhängig von den Gebieten, die von Handelsgesellschaften erschlossen werden. Strategische Überlegungen der Marine sind für die Seemacht England oft wichtiger als der Wunsch, Länder zu kolonisieren. Einige Gebiete gelangen auch nur aufgrund veränderter Machtverhältnisse in Europa unter die Krone (zum Beispiel nach den Napoleonischen Kriegen gegen Frankreich).

Ab 1850 beginnt sich diese Dynamik grundlegend zu ändern. Die Industrie benötigt zunehmend mehr Rohstoffe, und vor allem Deutschland und die Vereinigten Staaten entwickeln sich zu Konkurrenten, die ähnliche Märkte erobern wollen. Zudem treibt der missionarische Eifer der viktorianischen Puritaner diesen Wandel voran.

Unter Einsatz des Militärs werden deshalb vermehrt Gebiete zu Kolonien gemacht, deren Rohstoffe und Märkte vollständig kontrolliert werden sollen. Dadurch sollen bereits bestehende Handelsbeziehungen gesichert (zum Beispiel in Indien und Hongkong) oder wachsende Rohstoffnachfragen befriedigt werden (Afrika).

Langfristig stehen solche Entwicklungen im Widerspruch zum ursprünglichen Konzept des Freihandels. Dennoch ist die Idee des Imperialismus unter den führenden Nationen der Zeit weltweit so weit verbreitet, dass niemand ihre Rechtmäßigkeit anzweifelt. Die Tatsache, dass Englisch bis heute als die dominierende Weltsprache gilt, ist eine Spätfolge des britischen Imperialismus.

Textilien und Bekleidung

Textilien und Bekleidung

Kultur

Der Wunsch nach Kleidung begleitet die Menschheit seit Anbeginn. Ursprünglich diente sie dem Schutz vor Regen und Kälte, doch mit der Zeit gewannen Mode und Qualität der Stoffe an Bedeutung. Besonders begehrt war lange Zeit Seide, jedoch war sie nahezu unerschwinglich. Heutzutage ist die Vielfalt an verfügbaren Materialien schier grenzenlos.

 

Von Giacomo Dragone

29/03/2024

1. Die Ursprünge der Textilien

Die Ursprünge der Textilien reichen weit zurück. Leinengewebe zählen zu den ältesten Stoffen der Menschheit. Schon in den frühesten Hochkulturen wurde Flachs angebaut und zu Leinen verarbeitet. Mumien, die in ägyptischen Grabkammern gefunden wurden und in Leinen gehüllt waren, bezeugen die frühe Verwendung von Stoffgeweben.

Ebenso alt sind Textilien aus Baumwolle, die Menschen seit Tausenden von Jahren, besonders in Lateinamerika und Ägypten, trugen.

Ein weiterer wichtiger Rohstoff für die Textilherstellung war Wolle, die von Schafen und Ziegen stammte, die seit 9000 Jahren in Vorder- und Zentralasien beheimatet waren. In nördlicheren Regionen wurden oft Wollschafe wie Heidschnucken auf den Sandböden der mitteleuropäischen Heiden gehalten.

Die feinste Wolle lieferten Merinoschafe, die ursprünglich aus Kleinasien stammten. Die Schafzucht blühte im 14. Jahrhundert in Spanien auf.

Neben Wolle war Leinen lange Zeit das dominierende Gewebe in Mitteleuropa, aus dem Textilien hergestellt wurden.

Erst im Spätmittelalter erreichte Baumwolle über Venedig, damals der wichtigste Handelshafen, deutsche Städte aus Ägypten. In Süddeutschland wurde aus der importierten Baumwolle ein Stoff namens Barchent gewoben. Dieser Stoff besteht aus einem Mischgewebe, bei dem der Kettfaden aus Leinen und der Schussfaden aus Baumwolle besteht.

2. Die Bedeutung der Webtechnik

Das Herstellen von Stoff aus Fasern, sei es Wolle, Leinen, Baumwolle oder Seide, erfolgt erst durch das Weben.

Das Weben ist eine Technik, die bereits seit der Steinzeit bekannt ist. Archäologische Funde am nördlichen Alpenrand haben die ältesten bekannten Webstühle, sogenannte Gewichtswebstühle, ans Licht gebracht. Jeder Webstuhl besteht aus längs verlaufenden Fäden (Kettfäden) und quer verlaufenden Fäden (Schuss).

Beim Gewichtswebstuhl wurden Steine an den Enden der herabhängenden Kettfäden befestigt. Die einfachste Webtechnik ist die Leinwandbindung, bei der der Schussfaden unter den ersten Kettfaden gelegt wird, dann über den zweiten und so weiter. In keinem anderen Gewebe sind Kett- und Schussfäden so eng miteinander verwoben.

Die weltweit am meisten getragene Kleidung, Jeans, ist ein typisches Beispiel für eine andere Webtechnik, die sogenannte Köperbindung. Dabei wird der Schuss- oder Querfaden über zwei Kettfäden gelegt, dann unter einen Kettfaden, wieder über zwei, unter einen, und so weiter.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Webtechnik kontinuierlich weiterentwickelt. Neue Webstühle wie der Schaftwebstuhl oder der Damastwebstuhl wurden erfunden, was das Weben zunehmend komplizierter machte. Im 19. Jahrhundert wurde der Jacquard-Webstuhl entwickelt, der es ermöglichte, Muster von beliebiger Komplexität mechanisch herzustellen.

3. Die Verlockung der Seide

Seide nimmt eine besondere Stellung unter den Textilfasern, Geweben und Stoffen ein. Schon die ersten Karawanen, die Jahrhunderte vor Christus über die Seidenstraße nach Europa zogen, transportierten Seidenstoffe.

Damals konnten sich nur gekrönte und gesalbte Häupter den Luxus eines Seidengewandes leisten. Das Wissen über die Herstellung von Seide aus den Kokons der Seidenspinnerraupe wurde streng in China gehütet.

Die Raupen, die die Seidenkokons spinnen, ernähren sich fast ausschließlich von den Blättern und Zweigen des Maulbeerbaums, der nur in wenigen Regionen der Welt wächst.

Nach der Legende sollen im 6. Jahrhundert nach Christus zwei Mönche die Kokons einiger Seidenraupen in ihren Spazierstöcken nach Byzanz geschmuggelt haben. Von dort aus begann die Seidenproduktion ihren Siegeszug in Europa. Lyon wurde später das Zentrum der europäischen Seidenproduktion, nachdem sie zunächst in italienischen Städten wie Lucca und Venedig Fuß gefasst hatte.

Maulbeerseide, die eine feine und gleichmäßige Garnstruktur besitzt und den Seidenstoffen ihren edlen Glanz verleiht, ermöglicht die Herstellung der hochwertigsten Stoffe, wie zum Beispiel Seidendamast. Dieser einfarbige Seidenstoff erhält seine Figurenmuster durch die entsprechende Webtechnik. Sein Name leitet sich von der syrischen Stadt Damaskus ab, wo die Kreuzfahrer ihn angeblich zum ersten Mal sahen.

Besonders edel und luxuriös sind Brokate, in die Metallfäden, insbesondere Silber- und Goldfäden, eingewoben sind. Diese teuren Seidenstoffe wurden bei feierlichen Zeremonien getragen oder dienten als Paravents, Vorhänge oder Wandbespannungen in Schlössern.

Seide

4. Der Welttextilmarkt im Wandel der Zeit

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren in Nord- und Mitteleuropa Leinen und Wolle die am häufigsten verwendeten Textilien. Der Handel mit Baumwolle war aufgrund der mühsamen Handarbeit bei der Ernte zunächst begrenzt. Die Faser musste von Hand vom Samen getrennt werden.

Die klassischen Anbaugebiete von Baumwolle befanden sich in den Südstaaten der USA, darunter Florida, Carolina, Louisiana und Georgia. Die Erfindung der Spinnmaschine “Spinning Jenny” im Jahr 1764, der mechanischen Webmaschine im Jahr 1785 und der Entkörnungsmaschine im Jahr 1792 leiteten schließlich den weltweiten Siegeszug der Baumwolle ein. Eine Maschine konnte die gleiche Menge Baumwolle entkernen wie zuvor 1000 Arbeiter.

Um 1900 dominierte Baumwolle den Welttextilmarkt mit einem Anteil von 80 Prozent, was nahezu vier Millionen Tonnen Produktion entsprach. Heute liegt der Anteil bei rund 30 Prozent, und die jährliche Produktion beträgt etwa 25 Millionen Tonnen. Im Vergleich dazu macht Seide nur einen Prozentteil der Textilproduktion aus.

Im 20. Jahrhundert eroberten künstliche Fasern den weltweiten Markt, wobei ihr Ausgangsstoff Rohöl ist. Die erste reine Synthesefaser, Nylon, wurde 1939 von “DuPont” auf den Markt gebracht. Modegestalter nutzten sie, um die heiß begehrten Nylonstrümpfe für Frauen herzustellen.

Halbsynthetische Fasern aus Cellulose, wie beispielsweise Viskose, haben sich auf dem Markt durchgesetzt. Diese Fasern werden teilweise aus Holz gewonnen und sind bekannt für ihren seidigen Glanz, ihre Geschmeidigkeit und die feinen Fäden, ähnlich wie bei Seide. Viskose ist heute eine der wichtigsten Arten von Kunstseide.

Baumwollanbau

Jimi Hendrix

Jimi Hendrix

Musik

Hendrix, der aufgrund seines experimentellen und innovativen Spielstils auf der E-Gitarre als einer der größten Gitarristen aller Zeiten gilt, hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik. Mit seinen Bands, darunter The Jimi Hendrix Experience und Gypsy Sun & Rainbows, trat er auf den populärsten Musikfestivals seiner Zeit auf, wie dem Monterey Pop Festival 1967 und dem Woodstock Festival 1969.

 

Von Giacomo Dragone

28/03/2024

1. Biografie

James Marshall “Jimi” Hendrix (geboren am 27. November 1942 als John Allen Hendrix in Seattle, Washington; gestorben am 18. September 1970 in London). Jimi Hendrix war der Sohn von James Allen Hendrix und Lucille Jeter. Hendrix’ Eltern ließen sich 1950 scheiden. Hendrix wuchs danach bei seinem Vater auf.

Hendrix’ erstes Musikinstrument war eine Mundharmonika, die er im Alter von vier Jahren bekam. Als Teenager begeisterte er sich für Rock ‘n’ Roll und besuchte Konzerte von Künstlern wie Elvis Presley und Little Richard. Im Alter von 13 Jahren bekam er von seinem Vater eine Ein-Saiten-Ukulele geschenkt, die er kurze Zeit später mit seiner ersten Band, The Velvetones, spielte, bis er eine E-Gitarre, die “Supro Ozark 1560S”, geschenkt bekam. Diese Gitarre spielte er in seiner zweiten Band, The Rocking Kings.

Hendrix besuchte die Garfield High School, musste sie aber 1959 wegen schlechter Noten verlassen.

Nach einem Autodiebstahlvorfall hatte er die Wahl zwischen zwei Jahren Gefängnis oder dem Eintritt in die Armee. Im Mai 1961 meldete sich Jimi Hendrix für drei Jahre und wurde nach der Grundausbildung der 101. US-Luftlandedivision in Fort Campbell zugeteilt. Hendrix konnte sich jedoch nicht in das System von Befehl und Gehorsam der US-Armee integrieren. Vorgesetzte kritisierten seine geringe Motivation, Verstöße gegen Befehle und Regeln. Hendrix konnte sich nicht auf seine Aufgaben konzentrieren, weil er außerhalb der Dienstzeit zu viel Gitarre spielte und ständig daran dachte. Außerdem besaß er keine guten Charaktereigenschaften. Nach 13 Monaten wurde Hendrix vorzeitig entlassen.

2. Frühe Musikkarriere

Während seines Militärdienstes lernte er Billy Cox kennen, der in Wohltätigkeitsclubs in Nashville Bass spielte. Zusammen mit Cox gründete Hendrix die Band The King Kasuals. Außerdem spielte er in den folgenden Jahren als Sessionmusiker für Künstler wie Little Richard, The Supremes, The Isley Brothers und Jackie Wilson.

Im Januar 1964 zog er in den Stadtteil Harlem von New York City. Einen Monat später gewann er einen Musikwettbewerb im Apollo Theater.

1965 wurde Hendrix Gitarrist bei den Isley Brothers und begleitete sie auf einer Tournee durch die USA. Noch im selben Jahr schloss sich Hendrix der New Yorker Band Curtis Knight and the Squires an. Curtis Knights Manager, Ed Chalpin, bot ihm an, ihn zu unterzeichnen. Hendrix unterzeichnete und erhielt einen Dollar im Voraus und einen Anteil von einem Prozent am Lizenzumsatz, wobei er sich verpflichtete, drei Jahre lang exklusiv für ihn zu spielen. Sein Engagement in dieser Gruppe war von kurzer Dauer.

Die erste Band, in der Hendrix selbst Frontmann und Sänger war, war die Formation Jimmy James and the Blue Flames, die 1965 gegründet wurde. In der zweiten Hälfte von 1965 und Anfang 1966 spielte Hendrix mit diesen Musikern in Clubs in Greenwich Village.

3. The Jimi Hendrix Experience

Als Hendrix am 3. August 1966 mit seinen Begleitmusikern im “Cafe Wha?” im New Yorker Greenwich Village auftrat, war der ehemalige Bassist der Animals, Chas Chandler, anwesend und beeindruckt von Hendrix’ künstlerischer Leistung. Er bot ihm einen Vertrag an, nach dem Hendrix in London eine neue Band gründen sollte. Für diese neue Rolle wurde Hendrix’ Pseudonym “Jimmy James” aufgegeben. Hendrix sollte in Zukunft unter seinem eigenen Namen auftreten. So wurde im September 1966 in London die “Jimi Hendrix Experience” gegründet.

Die erste gemeinsame Performance der neu formierten Band war als Vorgruppe von Johnny Hallyday im Pariser Olympia. Die ersten Songs, “Hey Joe” und “Stone Free”, wurden im Oktober/November 1966 aufgenommen. Die Single wurde im Dezember 1966 veröffentlicht und erreichte im Februar 1967 Platz 4 der Charts in England. Das erste Album “Are You Experienced” wurde im Mai 1967 veröffentlicht, was eines der wichtigsten und meistverkauften Alben der 1960er Jahre wurde.

The Jimi Hendrix Experience wurde eine der beliebtesten und einflussreichsten Rockbands ihrer Zeit. Hendrix’ virtuoses Gitarrenspiel und sein innovativer Ansatz beim Songwriting, zusammen mit der straffen Rhythmusgruppe, die Mitchell und Redding lieferten, halfen dabei, die Möglichkeiten der Rockmusik neu zu definieren. Hendrix’ Einsatz von Rückkopplung, Verzerrung und anderen Effekten erweiterte die klangliche Palette der E-Gitarre und inspirierte unzählige Musiker in den kommenden Jahren.

Hendrix verbrennt seine Gitarre während einer Live-Show

4. Ruhm und Vermächtnis

Hendrix’ Ruhm wuchs mit jedem weiteren Album und jeder Tournee, und er wurde für seine elektrisierenden Live-Auftritte bekannt, die oft aufwändige Bühnenakrobatik und Gitarren-Pyrotechnik beinhalteten. Seine Karriere wurde jedoch tragisch früh beendet, als er am 18. September 1970 im Alter von 27 Jahren an einer Drogenüberdosis starb.

Trotz seiner vergleichsweise kurzen Karriere hinterließ Hendrix ein bleibendes Vermächtnis und gilt weithin als einer der größten und einflussreichsten Gitarristen in der Geschichte der Rockmusik. Er wurde 1992 posthum in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, und seine Musik inspiriert und beeinflusst auch heute noch Musiker verschiedener Genres. Zu seinen berühmtesten Songs gehören “Purple Haze”, “Hey Joe”, “Voodoo Child (Slight Return)” und “All Along the Watchtower”, das von Bob Dylan berühmt gecovert wurde.

Hendrix’ innovativer Ansatz zur Gitarre, seine Experimente mit Klang und Technologie und sein Pioniergeist sprechen auch heute noch Musikliebhaber auf der ganzen Welt an und festigen seinen Status als kulturelle Ikone und wahre Legende der Rockmusik.

Hendrix bei Woodstock

Unabhängigkeitskämpfe in Lateinamerika

Unabhängigkeitskämpfe in Lateinamerika

Geschichte

Die meisten südamerikanischen Länder sind bereits seit 200 Jahren unabhängig. Doch welche Schlachten waren nötig, um die Unabhängigkeit in der südamerikanischen Geschichte zu erlangen?

 

Von Giacomo Dragone

27/03/2024

1. Die Wurzeln des Unabhängigkeitskampfes in Lateinamerika

Die Wurzeln des Unabhängigkeitskampfes in Lateinamerika lassen sich bis zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahr 1492 zurückverfolgen. In den folgenden Jahrhunderten drangen spanische und portugiesische Eroberer allmählich in Lateinamerika vor und unterwarfen es den Kronen beider Länder zur Ausbeutung seiner Reichtümer.

Im 18. Jahrhundert befand sich der gesamte Subkontinent, von Mexiko im Norden bis zum Kap Horn an der südlichsten Spitze, nahezu vollständig im spanischen Kolonialbesitz mit mehreren spanischen Vizekönigreichen. Nur Brasilien stand unter portugiesischer Herrschaft.

Um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand in Lateinamerika eine wachsende Bewegung, sich von den Mutterländern zu befreien und nach nationaler Unabhängigkeit zu streben. Das Erstarken der nationalen Befreiungsbewegungen hatte mehrere Ursachen: zum einen beeinflussten das Beispiel des erfolgreichen Unabhängigkeitskrieges in den Vereinigten Staaten und die Ideen der Französischen Revolution auch die spanischen Kolonien.

Darüber hinaus wuchs die Entfremdung der Kolonien vom Mutterland, nicht zuletzt aufgrund der Geringschätzung und Willkür spanischer Beamter.

2. Haiti und die Unabhängigkeit von Frankreich

Als erstes, jedoch nicht-spanisches Kolonialgebiet, errang der französische Teil der Karibikinsel Hispaniola seine Unabhängigkeit in Lateinamerika.

Die Mehrheit der Bevölkerung in Haiti bestand aus Schwarzen, Nachkommen von entführten Sklaven aus Afrika. Etwa 10% waren Mischlinge, bekannt als Mulatten. Lediglich 6% gehörten zur weißen Oberschicht der Sklavenhalter. Die Sklavenhaltergesellschaft in Haiti produzierte hauptsächlich Zucker für das französische Mutterland.

Während der Französischen Revolution geriet Haiti in den Strudel der revolutionären Ereignisse, ohne dass die Weißen dies verhindern konnten. Insbesondere die Mulatten, die gewissermaßen die Mittelschicht auf der Insel darstellten, forderten auch ihre Menschen- und Bürgerrechte. Nach einem Aufstand im Jahr 1791 wurden ihnen diese Rechte zugesprochen. Vier Jahre später, nach einem weiteren Aufstand, wurde auch den schwarzen Sklaven die Freiheit gewährt.

Angespornt durch diese Erfolge kämpfte die schwarze Bevölkerung Haitis unter der Führung des „schwarzen Napoleon“ Toussaint Loverture für die Unabhängigkeit von Frankreich. Mit einem Sieg über die napoleonischen Truppen und der Vertreibung der Weißen aus Haiti wurde schließlich im Jahr 1804 die nationale Unabhängigkeit erreicht.

3. Die Befreiung von Kolumbien, Venezuela und Ecuador

Im Vizekönigreich Neugranada erklärte ein Kongress in Caracas im Jahr 1811 die staatliche Unabhängigkeit Venezuelas. Als Reaktion darauf verhängte Spanien eine Blockade über die Häfen und Küsten des Landes. Ein Jahr später wurde auch in Ecuador mit militärischer Gewalt die Kolonialherrschaft wiederhergestellt. In Kolumbien wurde vorerst die Unabhängigkeit durch eine spanische Expeditionsarmee im Jahr 1815 beendet.

Unter der Führung des Freiheitskämpfers Simón Bolívar nahmen die Befreiungsbewegungen in den drei Ländern jedoch bald wieder Fahrt auf: Kolumbien wurde 1819 endgültig befreit, gefolgt von Venezuela zwei Jahre später und schließlich auch Ecuador ein Jahr darauf. Die drei Staaten schlossen sich zur Republik Großkolumbien zusammen.

In der Diskussion über die Verfassung setzte sich Bolívar für einen zentral geführten Staat ein, während eine Mehrheit einen föderalen Staat bevorzugte. Dieser Konflikt trug auch dazu bei, dass die Republik Großkolumbien nach wenigen Jahren auseinanderbrach.

Bolívar wurde der erste Präsident der Republik Großkolumbien. Nach der Befreiung von Peru im Jahr 1822 wurde das Land, das nun Bolivien genannt wurde, ein unabhängiger Staat. Bolívar wurde später auch Präsident von Peru.

Bolívar hatte die Vision, alle südamerikanischen Völker in einem Staatenbund zu vereinen, um eine Gegenmacht zum alten Europa zu schaffen. Um diesem Ziel näher zu kommen, akzeptierte er vorübergehend auch diktatorische Maßnahmen, was ihm den Vorwurf einbrachte, diktatorische Ziele zu verfolgen.

Im Jahr 1826 rief er die Völker Südamerikas zu einem Kongress in Panama zusammen. Dieser verlief jedoch enttäuschend, da eigennützige nationale Interessen und Machtkämpfe zwischen den Staaten und Politikern Bolívars Pläne durchkreuzten. Bolívar gab daraufhin verbittert und schwer krank alle seine Ämter ab und starb wenige Jahre später während seiner Flucht nach Europa in Kolumbien.

4. José de San Martín und die anschließenden Befreiungen

Simón Bolívar führte im nördlichen Teil des Kontinents die entscheidenden Kämpfe gegen die loyalen spanischen Regierungen und ihre Truppen. In den anderen Ländern unterstützte vor allem Argentinien die Unabhängigkeitsbewegungen. Von Argentinien aus überquerte auch General José de San Martín mit einer Armee aus Chile und Argentinien die Anden. Nach der Überquerung der Anden errang er in den Jahren 1817 und 1818 in zwei Schlachten entscheidende Siege gegen die Spanier.

Mit der Vertreibung der Spanier aus Chile wurde der entscheidende Schritt zur Befreiung von Peru, dem letzten Rückzugsort der spanischen Kolonialherrschaft, vollzogen. Doch die Kämpfe im Land hielten an. Selbst nach der Einnahme der Hauptstadt Lima durch die Truppen von San Martín im Jahr 1822 dauerten die Kämpfe im Land an. Die Situation änderte sich erst, als Bolívar in Peru ankam. Unter seiner Führung konnte in einer verlustreichen Schlacht Ende 1824 der militärische Widerstand der Spanier endgültig gebrochen werden.

Dieser Sieg bedeutete auch das Ende für die letzten spanischen Stützpunkte in Altoperu (Oberperu), dem Teil des Vizekönigreichs, der in den Hochländern der Anden lag. Im August 1825 wurde seine Unabhängigkeit ausgerufen. Der neue unabhängige Staat erhielt den Namen Bolivien.

Der Befreier San Martín

Gutenberg und die Erfindung des Buchdrucks

Gutenberg und die Erfindung des Buchdrucks

Kultur

Johannes Gutenberg gilt als der Erfinder der Druckerpresse. Seine großen Leistungen bestanden hauptsächlich darin, zuvor bekannte Techniken zusammenzuführen und auf diese Weise ein kostengünstiges und schnelles Druckverfahren zu entwickeln.

 

Von Giacomo Dragone

24/03/2024

1. Das Leben eines Genies

Ein Großteil seines Lebens bleibt im Dunkeln verborgen. Bis heute ist das genaue Jahr seiner Geburt unbekannt, wobei Biografen es zwischen 1394 und 1405 datieren. Er starb im Jahr 1468.

Klarheit herrscht hingegen bezüglich seiner Eltern. Sein Vater war der wohlhabende Mainzer Patrizier und Kaufmann Friedrich Gensfleisch. Seine Mutter war dessen zweite Ehefrau, Else, geborene Wirich. Auch über den Geburtsort gibt es fundierte Vermutungen. Es ist wahrscheinlich, dass der junge Johannes in der Mainzer Altstadt geboren wurde.

Der junge Johannes genoss zweifellos eine gute Ausbildung als Sohn eines wohlhabenden Patriziers, möglicherweise sogar mit einem Universitätsbesuch. Obwohl es an eindeutigen Beweisen und Quellen dafür mangelt, lässt seine spätere Tätigkeit als Drucker und Verleger es sehr wahrscheinlich erscheinen, dass Johannes Gutenberg eine exzellente Ausbildung genoss – schließlich veröffentlichte er nicht nur lateinische Texte, sondern auch Wörterbücher und Grammatiken, deren Zusammenstellung eine solide sprachliche Bildung erforderte.

Von 1434 bis 1444 lebte Johannes Gutenberg in Straßburg. Hier arbeitete er als geschäftiger Geschäftsmann.

Mehrere Kreditverträge aus der Mitte des 15. Jahrhunderts belegen die Gründung einer ersten Druckwerkstatt. Im Jahr 1450 druckte Johannes Gutenberg die ersten Einblattdrucke und Bücher.

Gutenberg-Statue in Mainz, Deutschland

2. Die ersten Drucke

Die ersten Drucke, die Johannes Gutenberg entwickelte, waren stark von mittelalterlichen Handschriften beeinflusst, die mühsam in Klöstern angefertigt wurden. Viele frühe Drucke von Johannes Gutenberg ließen sogar Platz für nachträgliche Handzeichnungen, Verzierungen und Illuminationen. Doch bald erkannte Johannes Gutenberg, dass der Buchdruck mit beweglichen Lettern eigenen Regeln folgt. Als Folge entwickelte er eigene Buchstabenformen, die als Vorläufer der bekannten Frakturschriften gelten. Diese Buchstabenformen unterschieden sich von Handschriften, boten jedoch gleichzeitig eine gute Lesbarkeit. Aus diesem Grund beschränkte sich Gutenberg nicht darauf, nur 26 Buchstaben für das Alphabet zu erstellen – vielmehr entwickelte er mehr als 200 Buchstabenformen, um je nach Bedarf eine geeignete Form zur Verfügung zu haben.

Darüber hinaus beschäftigte sich Johannes Gutenberg intensiv mit Fragen zu Rändern und Abständen, sowohl in Bezug auf das Verhältnis von Text zur Seite als auch auf das Verhältnis zwischen den Buchstaben selbst. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Gutenberg nicht nur als Erfinder der beweglichen Lettern, sondern auch als erster Typograf angesehen werden kann. Seine Arbeit legte viele Regeln fest, die heute noch maßgeblich die Gestaltung von Büchern und Druckmaterialien aller Art beeinflussen. Johannes Gutenberg strebte danach, Text harmonisch und schön zu gestalten, angetrieben von dem Ziel, eine hervorragende Lesbarkeit zu erreichen.

Gutenberg und der Buchdruck

3. Die Bedeutung des Buchdrucks

Insgesamt war der Einfluss, den Johannes Gutenberg hatte, enorm. Bücher und Zeitungen, deren Herstellung bis ins 20. Jahrhundert den Techniken Gutenbergs folgte, prägten die moderne Gesellschaft wie kein anderes Medium. Johannes Gutenberg wird zu Recht als eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte betrachtet.

Die Autorschaft gewann an Bedeutung. Es wurde wichtig, wer etwas gesagt oder geschrieben hatte, wie genau es formuliert wurde und wann es datiert war. Bücher wurden attraktiver und strukturierter durch die Einführung von Seitenzahlen, Inhaltsverzeichnissen, Indexen und Titelseiten. Bücher wurden mit Autorennamen veröffentlicht.

Wissen wurde zugänglicher. Gedruckte Bücher waren wesentlich günstiger als handschriftliche Kopien. Dieser drastische Preisverfall führte zu einer wesentlich höheren Verbreitung von Schriften.

Der Druck ermöglichte die massenhafte Verbreitung von Wissen, Nachrichten und Meinungen, die frei von Kontrolle durch Kirche und Behörden war, was letztendlich bedeutende gesellschaftliche Umwälzungen beförderte. Damit war der Buchdruck eine der treibenden Kräfte hinter der Renaissance und dem Zeitalter der Aufklärung und spielte eine entscheidende Rolle im Aufstieg des Bürgertums.

4. Die Buchdruck und die Bibel

Johannes Gutenberg begann sehr früh damit, die lateinische Bibel zu drucken. Zwischen 1452 und 1454 druckte Gutenberg die Bibel. Diese Ausgabe wird daher als die Gutenberg-Bibel bezeichnet. Sie ist gedruckt, aber imitiert eine Handschrift. Etwa 180 Ausgaben wurden gedruckt. Es handelte sich um eine lateinische Ausgabe, bekannt als die Vulgata.

Ohne den Buchdruck hätte es möglicherweise keine evangelische Kirche gegeben.

Die Erfindung des Buchdrucks spielte eine wichtige Rolle in der Reformation. Dank ihr konnten die Reformatoren ihre Schriften weit verbreiten und überall Anhänger finden.

Im September 1522 wurde Luthers Übersetzung des Neuen Testaments veröffentlicht. Sie wurde in 3000 Exemplaren gedruckt. Die Auflage war innerhalb von nur drei Monaten ausverkauft. Im Dezember 1522 wurde eine weitere Auflage veröffentlicht. Luther setzte seine Übersetzungsarbeit fort, und schließlich war auch das Alte Testament komplett übersetzt. Die erste vollständige Lutherbibel wurde 1534 veröffentlicht.

Die Gutemberg-Bible